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Familienbande

Wer bin ich?

Gar nicht so einfach zu beantworten. Wenn man sich mit dieser Frage auseinander setzt, ist man versucht mit Phrasen zu antworten:

  • Ich bin der Inhaber der Firma XY…
  • Ich bin die Mama / Frau von…
  • Ich bin der Vorstand von…
  • Ich bin gelernte / ausgebildete / examinierte /…
  • Ich bin Prof. Dr. …
  • Ich bin…

Ja, wer bin ich eigentlich? Was sagen diese platten Phrasen über mich als Menschen denn tatsächlich aus? Versteh mich nicht falsch, bei einem Elternabend macht es durchaus Sinn, den anderen Anwesenden mitzuteilen, zu welchem Kind du der Elternteil bist. Genauso macht es Sinn sich als Arzt bei einer Visite im Krankenhaus vorzustellen. Aber für sich im stillen Kämmerlein beantwortet sich diese Frage plötzlich gar nicht mehr so leicht.

Wer ist der Mensch hinter dem sozialen Status, hinter der beruflichen Karriere, hinter dem Diplom und dem Doktortitel? Nichts davon lässt eine Aussage zu, wie ich mich im Umgang mit anderen verhalte. Ob ich eher sozial oder vielleicht egoistisch bin. Kein Aspekt davon fängt meine Fähigkeiten im Umgang mit meinen persönlichen Problemen ein. Zeige ich narzisstische Züge oder bin ich anderen gegenüber emotional übergriffig? Bin ich Opfer oder Täter? Oder vielleicht sogar beides? Wie gehe ich mit Emotionen um? Kann ich Liebe zeigen und wenn ja, wie? Wie möchte ich behandelt werden um mich selbst geliebt zu fühlen? Kann ich gut mit alten Menschen umgehen? Bin ich kinder- und tierlieb? Extrovertiert oder introvertiert? Was stresst mich und wo kann ich meinen persönlichen Akku wieder laden? Wo neige ich dazu mich zu verausgaben und wo bin ich sehr reserviert? An welchen Stellen im Leben mache ich mir selbst etwas vor? Nach welchen Werten und Glaubenssätzen lebe ich? Wie ist mein Umgang mit Geld? Habe ich das Gefühl meine Talente ausleben zu können? Versuche ich es immer allen anderen Recht zu machen und wenn ja, warum? Warum habe ich das Gefühl nie richtig verstanden zu werden? Warum schaffe ich es nicht eine glückliche und anhaltende Beziehung aufzubauen? Warum fühle ich mich innerlich permanent getrieben? Woher kommt dieser unbeschreibliche Wunsch nach Perfektionismus? Warum will ich keine Kinder haben?

1.000 Fragen und keine befriedigende Antwort? Viele dieser Fragen lassen sich beantworten, wenn man sich die Familien dazu ansieht. Wir übernehmen quasi mit der Geburt Grundthemen, mit denen sich unsere Eltern und Großeltern bereits getragen haben. Andere Verhaltensmuster und Glaubenssätze kommen im Laufe unserer Entwicklung hinzu. In Summe ein ganz ordentliches Päckchen, das wir da so durch unser Leben tragen.

Jetzt ist unsere Seele aber ja hier auf der Welt um zu wachsen. Sie will sich entwickeln und Themen aufarbeiten. Und unsere Seele strebt danach Dinge zu erleben, zu verstehen und einen Beitrag für die Allgemeinheit zu leisten. Das kann sie aber nur, wenn sie auch die Möglichkeit dazu bekommt. Sich daheim einzuschließen und darauf zu warten, dass das Leben vorüber geht, ist also nicht die Lösung. Das ist in den aller seltensten Fällen Teil eines Seelenplanes. Die Frage ist also, wo sind unsere Wurzeln? Was bringen wir aus der Familie mit uns was ist tatsächlich unser eigener Anteil? Was benötigen wir, um im Leben weiter zu kommen und was davon behindert uns in unserer Entwicklung?

Das Gegenteil von Wachstum ist der Stillstand und der ist über kurz oder lang mit dem Tod verbunden. Wir brauchen als Wachstum und Entwicklung um zu leben. Dabei ist dieser Prozess selten ohne Konflikte und Reibung möglich. Umso schöner ist es, wenn wir dann nach einer gemeisterten Herausforderung feststellen, dass sich die Seele befreiter fühlt und wir wieder mehr Leichtigkeit verspüren.

Im Alltag ist es dabei manchmal gar nicht so einfach, sich mit diesen Themen mal kurz auseinander zu setzen. Eine mediale Familienaufstellung kann hier helfen, die Problematik zu erkennen und die Zusammenhänge zu verstehen. Ob die Familienmitglieder noch leben oder bereits verstorben sind, ist dabei unerheblich.

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