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Ablauf einer Aufstellung

Du fragst dich wie eine Aufstellung abläuft? Es gibt verschiedene Methoden bei einer Aufstellung vorzugehen. Egal ob es sich um eine Aufstellung mit Personen oder anderen Platzhaltern (Figuren, Karten,…) oder um eine Aufstellung auf einem Systembrett handelt, eine Grundstruktur im Ablauf einer Aufstellung ist trotzdem vorhanden.

Der Ablauf

  • Das Thema der Aufstellung Bevor wir los legen, klären wir erst einmal worum es geht. Was ist das Thema oder die Fragestellung? Und was wäre dein Wunsch, bzw. was erhoffst du dir von der Aufstellungsarbeit?
  • Die Elemente im System Wir besprechen welche Elemente (Personen, Gefühle, Ereignisse, Eigenschaften, Ziele,…) Teil der Aufstellung sein sollen. Das können Familienmitglieder, Kollegen, Partner und Freunde sein, aber auch Aspekte wie Gesundheit, Jobwechsel, Liebe, Wut, Gewalt, Alkohol, Verlustängste, Tod, Blockaden, …
  • Auswahl der Stellvertreter / Repräsentanten Die festgelegten Elemente werden nun auf Repräsentanten verteilt. Je nach Methode bedeutet das, dass du dir Personen aussuchst, die die verschiedenen Elemente darstellen sollen und diese dann im Raum platzierst. Du beginnst dabei in der Regel mit dir selbst. Wer soll dich also darstellen und wo platzierst du deinen Stellvertreter im Raum? Wie sind die anderen Elemente / Repräsentanten im Raum verteilt? Wenn mit einer anderen Methode gearbeitet wird, werden die Elemente den Figuren oder Gegenständen zugeordnet, oder Namen und Begriffe auf Kärtchen geschrieben und ebenfalls im Raum verteilt (Bodenanker). Es gibt übrigens auch die Methode der versteckten Aufstellung. Was es damit auf sich hat findest du in diesem Artikel.
  • Ablauf  der Positionierung Wenn alle Rollen verteilt sind, prüfst du, ob die Repräsentanten alle so im Raum stehen, wie es sich für dich im Moment richtig anfühlt. Keine Sorge, deine Intuition ist stark genug, dass du spürst, ob die jeweiligen Positionen passen. Du kannst diese auch noch korrigieren. 
  • Die Bestandsaufnahme Jeder Stellvertreter wird nun befragt, was in der Position momentan spürbar ist. Die Repräsentanten schildern dann, was sie aktuell wahrnehmen können und wie es ihnen damit geht. Dabei können sich sowohl emotionale als auch körperliche Reaktionen wie Druck oder Schmerzen zeigen. Bei den Aufstellungen mit Figuren oder Kärtchen übernimmst du nacheinander selbst die einzelnen Positionen und erhältst so Einblicke in die verschiedenen Perspektiven. Bereits in diesem Stadium klären sich oft schon die Hintergründe für Konflikte und Probleme.

Der Ablauf und das Herzstück der Aufstellung

  • Der Prozess Jetzt werden nach und nach Veränderungen vorgenommen. Das kann im Einzelnen ganz unterschiedlich aussehen. Manchmal sind es klärende Dialoge, Neu-Positionierung, Ergänzungen von fehlenden Aspekten, manchmal macht es auch Sinn einzelne Elemente zu entfernen (hier kann quasi Ausprobiert werden, wie es sich „ohne“ anfühlen würde. Wenn das unangenehm ist, oder dann tatsächlich fehlt, kann das Element wieder hinzugefügt werden.). Du selbst beobachtest die Szenerie von außen und lässt sie auf dich wirken. Das Ziel des Ganzen ist zu klären, was notwendig ist, dass es allen Beteiligten anschließend besser geht.
  • Der Abschluss Wenn das Ziel der Aufstellung erreicht wurde, kannst du deinen Stellvertreter aus seiner Rolle ablösen, wenn mit Figuren oder Karten gearbeitet wird, nimmst du deine Position wieder ein. Lass das ganze veränderte Szenario auf dich wirken. Je nach Thematik hast du jetzt die Möglichkeit dich zu versöhnen (z. B. über ein Versöhnungsritual), übernommene Themen und Aufgaben zurück zu geben / los zu lassen oder auch Abschied zu nehmen oder dich bewusst zu trennen.
  • Dank und Entlassung Ein für mein Empfinden sehr wichtiger Teil ist es, am Ende der Aufstellung Dank auszusprechen, dass du die Unterstützung der anderen Elemente bekommen hast, um dein Thema klären zu können und (sofern die Aufstellung mit Personen durch geführt wurde) sich bei den Repräsentanten einzeln zu bedanken und sie aus ihren Rollen zu entlassen.
  • Die Wirkung Je nach Thematik kann sich die Wirkung der Aufstellung sehr schnell zeigen, manchmal dauert es aber auch Wochen oder Monate. Die Erfahrung zeigt, dass es Sinn macht sich Notizen zu machen und diese nach einiger Zeit wieder in die Hände zu nehmen. (Du findest im unteren Abschnitt noch eine kleine Anekdote dazu, wie sich so etwas zeigen kann). Wenn du in dieser Phase Rückfragen hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung, auch wenn es darum geht das Erlebte zu reflektieren und nach einer Umsetzungs- oder Handlungsstrategie zu suchen.  

Die Veränderungen in der Zeit danach

Das war ein grober Überblick über den Ablauf einer Aufstellung. Was aber natürlich immer noch viel interessanter ist, sind die Auswirkungen und Veränderungen, die sich in der Zeit danach einstellen. Die folgende Geschichte darf ich mit dir dazu teilen:

Was ich immer wieder erlebe ist, dass sich Veränderungen in Lebensbereichen zeigen, die während der Aufstellung gar nicht unbedingt im Fokus standen. Das zeigt die Geschichte einer lieben Kundin, die zu mir kam um ihr “mangelhaftes Zeit-Management” zu bearbeiten. Ihr ständiges zu spät kommen und das Gefühl deswegen von allen Seiten Druck zu erhalten sollte bearbeitet werden. Sie schilderte die Situation wie folgt: Ich finde abends keinen Feierabend. Es zieht mich nicht nach Hause und ich finde am Arbeitsplatz ständig noch Aufgaben, die gefühlt noch ganz dringend vor Feierabend erledigt werden müssen. Egal ob das fällige Arbeiten von anderen Kollegen oder die ungegossenen Büro-Blumen sind.

Ein unerwartetes Thema

Während der Aufstellung zeigte sich das Thema „Ich bin nur wertvoll für meine Mitmenschen, wenn ich fleißig arbeite und für alle anderen da bin. Mein Wert definiert sich durch die Mehrarbeit, die ich leiste“. Diese Thematik trug sie bereits seit ihrer Kindheit in sich. Die Folge waren unzählige Überstunden, wenig bis keine private Freizeit und entsprechend Probleme in der Partnerschaft und Familie. Nebeneffekte waren, dass sie die fehlende Freizeit zu sehr späten Abendstunden versucht hat nach zu holen, damit zu spät ins Bett und morgen nicht aus dem Bett, sprich wieder zu spät zum Arbeiten kam. Ein Teufelskreis, der sich über Jahrzehnte etabliert hatte. Nach der Aufstellung dauerte es zwar eine Weile, sie hat mir aber erzählt, dass sie für sich gemerkt hat, dass sie sich inzwischen leichter tut, abends rechtzeitig ins Bett zu gehen, morgens zeitig aufzustehen, pünktlich Feierabend zu machen, weil es sie innerlich nach Hause zieht.

Unverhofft kommt oft.

Ein erfreulicher Nebeneffekt: Sie schafft es inzwischen Arbeit, die nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehört, den Kollegen liegen zu lassen und sich auch nicht mehr buchstäblich vor jeden Karren spannen zu lassen. Sprich auch das Thema Abgrenzung bzw. gesunde Grenzen wurde durch die Aufstellung mit beeinflusst. Ich danke dieser lieben Kundin, dass ich ihre Geschichte hier mir dir teilen darf.

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